Verhaltenstherapeutische Verfahren sind für den Großteil an psychischen Störungen entwickelt und untersucht worden. Bei vielen Erkrankungen sind sie die Behandlungsmethode der Wahl. Die Kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus, dass Kognitionen einen zentralen und kausalen Faktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen darstellen. An diesem Punkt wird therapeutisch angesetzt.

Verhaltenstherapeutische Grundprinzipien Grundprinzipien der Verhaltenstherapie

  1. Verhaltenstherapie ist an empirischer Psychologie orientiert
  2. Verhaltenstherapie ist problemorientiert
  3. Verhaltenstherapie setzt an prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Problembedingungen an
  4. Verhaltenstherapie ist zielorientiert
  5. Verhaltenstherapie ist handlungsorientiert
  6. Verhaltenstherapie ist nicht auf das therapeutische Setting begrenzt
  7. Verhaltenstherapie ist transparent
  8. Verhaltenstherapie soll als „Hilfe zur Selbsthilfe“ dienen
  9. Verhaltenstherapie ist um Weiterentwicklungen bemüht

Gründe für eine KVT Gründe für eine Kognitive Verhaltenstherapie

In mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Kognitionen eine ursächliche Rolle in der Entstehung psychischer Störungeneinnehmen. Insbesondere beweisen empirische Befunde, dass Kognitionen an der Aufrechterhaltung der seelischen Erkrankungen beteiligt sind und folglich einen bedeutsamen Part in der Therapie dieser einnehmen. Veränderungen der dysfunktionalen Kognitionen können Einfluss auf Symptome der emotionalen, körperlichen und verhaltensbezogenen Ebene haben und sind zentraler Bestandteil der Kognitiven Verhaltenstherapie.

Anwendungsfelder Anwendungsgebiete der Kognitiven Verhaltenstherapie

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wird bei vielen psychischen Erkrankungen eingesetzt. Beispielhaft werden im Folgenden einige seelische Störungen aufgeführt, bei denen die KVT Behandlungserfolge erzielen kann:

  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörungen(Panikstörung, Agoraphobie, Soziale Phobie, Spezifische Phobien, Generalisierte Angststörung): Am Anfang der Kognitiven Verhaltenstherapie, beispielsweise bei Angststörungen, wird eine Psychoedukation durchgeführt, in diesem Fall die Funktion und körperliche Reaktionen von Ängsten vermittelt. Dies zielt darauf ab, Angst kontrollierbarer zu erleben. Dabei werden auch Übungen mit Exposition durchgeführt, um im therapeutischen Rahmen neue Erfahrungen der Bewältigung der Angst machen zu können. Analysen zufolge schneidet die Kognitive Verhaltenstherapie, im Vergleich mit anderen Behandlungsverfahren, bei der Generalisierten Angststörung langfristig am erfolgreichsten ab.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Bipolaren Störungen: Der Schwerpunkt der Kognitiven Verhaltenstherapie bei einer bipolaren Erkrankung liegt in der Identifikation von persönlichen Stressoren. Diese sollen erkannt und reduziert werden, um dann neue Verhaltensmuster zu erlernen. In mehreren Studien wurde die Kognitive Verhaltenstherapie explizit zur Behandlung Bipolarer Störungen empfohlen. KVT senkt die Rezidivraten, hilft akute Symptome zu lindern und vermittelt Bewältigungsstrategien.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen: Zentral ist bei der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen die (graduelle) Exposition. Außerdem werden eine Psychoedukation durchgeführt, Einschränkungen der Lebensqualität durch die Zwänge erarbeitet und eine Veränderungsmotivation aufgebaut. Im Rahmen der Exposition werden neue Erfahrungen gesammelt, sodass es zu neuem Verhalten und Erleben kommt, statt Zwangshandlungen. Die aktuellen Leitlinien empfehlen die Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen als Psychotherapieverfahren erster Wahl.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen: Ursprünglich wurde die Kognitive Therapie (nach Beck) überwiegend bei Depressionen angewandt. In der Kognitiven Therapie wird angenommen, dass bei Depressiven das dominante negative Denken die zentrale Rolle im Bestehen der Erkrankung spielt. Das Ziel liegt vor allem darin, PatientInnen dabei zu unterstützen, negative Gedanken zu identifizieren und zu verändern. Durch die kognitive Entzerrung sollen alltägliche Aktivitäten positiv beeinflusst und wieder (mehr) möglich werden. Bei leichten bis mittelschweren Depressionen hat sich die Kognitive Verhaltenstherapie im Einzelformat kurz- und langfristig gut bewährt.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Essstörungen: Essstörungen, wie die Binge-Eating-Störung und die Bulimia Nervosa, können mittels Kognitiver Verhaltenstherapie wirksam behandelt werden. Sie gilt bei Binge-Eating sogar als Behandlung der Wahl. Therapiebausteine beinhalten eine Selbstbeobachtung, einen Mahlzeitenplan, Analyse des Problemverhaltens, Auslöser- und Reaktionskontrolle, angenehme Aktivitäten, Notfallmanagement, Körperübungen, Umstrukturierung der Kognitionen und weiteres.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Schizophrenie: Ziele der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Schizophrenie sind die Reduktion und Linderung psychotischer Symptome sowie die Unterstützung der sozialen und beruflichen Aktivität. Dies erfolgt durch Bewältigungsstrategien, Entlastung und Ermutigung, Erkennen psychotischer Symptome und Vorboten sowie einer funktionalen Bewertung.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Persönlichkeitsstörungen: Das Ziel der Kognitiven Verhaltenstherapie von Persönlichkeitsstörungen liegt in der Besserung des Interaktionsverhalten mit anderen Personen, durch eine Verbesserung des Erlebens und des Verhaltens. Dabei wird keine Veränderung der Persönlichkeit der Patientin oder des Patienten vorgenommen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Tinnitus: Eine Kognitive Verhaltenstherapie gilt als Behandlungsmethode der Wahl bei einem belastenden Tinnitus (Ohrgeräusch). Dafür gibt es eine spezifische Kognitive Verhaltenstherapie, die Betroffenen Bewältigungsstrategien vermittelt, bei Selbstmanagement hilft, die Selbstwirksamkeit stärkt und bei der Entkatastrophisierung von bestehenden Ängsten und Sorgen unterstützt. Ein Erlernen von Entspannungsmethoden und Stressmanagement hat sich als hilfreich erwiesen.
  • Kognitive Verhaltenstherapie bei Chronischem Schmerz: Für Menschen mit Chronischen Schmerzen gibt es zur Behandlung einen spezifischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatz. Dabei werden das Schmerzverhalten und die Schmerzerfahrung des/der Einzelnen berücksichtigt. Das Ziel der Therapie besteht in der Bewältigung des Schmerzes, nicht in der Reduktion. Eine Besserung der Lebensqualität soll mittels verschiedener Strategien erreicht werden. Dabei wird an der kognitiven Bewertung der Schmerzen angesetzt.

Es handelt sich hierbei nicht um eine Gesamtübersicht. Einige, aber nicht alle, Therapiebausteine werden bei den jeweiligen Störungsbildern dargestellt. Diese variieren schließlich bei jedem Patienten/Patientin individuell.

Zielgruppe Zielgruppe der Kognitiven Verhaltenstherapie

Das Alter der Menschen, die mittels einer Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt werden, variiert. Es gibt keine festgelegten Altersgrenzen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, auch im hohen Alter, können effizient mit einer Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt werden.

Setting Setting einer Kognitiven Verhaltenstherapie

Eine Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann entweder einzeln in mehreren Therapiestunden oder im Rahmen einer Gruppentherapie erfolgen.

Es spielt keine Rolle, ob Sie sich für eine ambulante oder stationäre Behandlung mit der Kognitiven Verhaltenstherapie entscheiden – beides ist möglich.

Auch die Therapiedauer (Stundenumfang) ist variabel.

KVT bei Oberberg Kognitive Verhaltenstherapie (und andere) bei Oberberg

In den Oberberg Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie bieten wir zahlreiche moderne Psychotherapieverfahren wie die Kognitive Verhaltenstherapie an, sowie weitere (meist ergänzende) Therapiemethoden. Das Behandlungskonzept der Oberberg Kliniken basiert dabei auf einem ganzheitlichen Menschenbild. Wir betrachten neben körperlichen und seelischen Symptomen auch ihre einzigartige Biografie und Persönlichkeit und messen ihrem sozialen Umfeld Bedeutung bei. Durch die Kombination von moderner Wissenschaft, höchsten Qualitätsansprüchen und einer warmen zwischenmenschlichen Atmosphäre bieten wir die Möglichkeit bestmögliche Therapieergebnisse zu erreichen. Hier erhalten Sie mehr Informationen über die Oberberg-Kliniken.

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Unsere Fachkliniken Die Oberberg Fachkliniken

D’Amelio, R. (2020). Kognitive Verhaltenstherapie bei Tinnitus. Deutsche Tinnitus-Liga e.V. tinnitus-liga.de/media/tf/TF_4_20_DAmelio.pdf (zuletzt abgerufen: 13.01.2022)

 

Flor, H. & Hermann, C. (2007). Schmerzpsychotherapie. Grundlagen, Diagnostik, Krankheitsbilder, Behandlung. 6. Auflage. Berlin: Springer.

 

Margraf, J. & Schneider, S. (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 1 – Grundlagen, Diagnostik, Verfahren und Rahmenbedingungen psychologischer Therapie, 4. Auflage. Berlin: Springer.

 

Margraf, J. & Schneider, S. (2018). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2 – Psychologische Therapie bei Indikationen im Erwachsenenalter, 4. Auflage. Berlin: Springer.

 

Müller, J. M. & Berger, M. (Hrsg.). (2021). Psychische Erkrankungen – und die Auswirkungen einer Pandemie. Risiken, Folgen und Wege aus der Krise. Berlin: Elsevier.