"Erschöpft, ausgebrannt, innerlich leer" - so beschreiben Menschen mit einem Burnout ihren Geisteszustand. Das charakteristische Bild des Erschöpfungssyndroms, auch  Burnout genannt, wird durch diverse körperliche Beschwerden ergänzt. Am häufigsten treten Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schwindel auf. Insgesamt können dem Burnout-Syndrom , je nach Auffassung des Krankheitsbildes, über 100 Symptome zugeordnet werden. Das Bild der Symptome ähnelt beim Burnout häufig dem von Depressionen. Betroffenen fühlen eine körperliche und emotionale Erschöpfung und können auch teilweise den Sinn des Lebens nicht mehr verstehen.

Begriff und Historie Burnout: Begriffserklärung und geschichtliche Einordnung

Die Fachwelt ist sich uneinig, ob ein  Burnout eine psychische Erkrankung, eine Vorstufe einer psychischen Erkrankung oder einfach alternativer Begriff für die (Erschöpfungs-)Depression ist. Diskutiert wird auch, ob das Burnout-Syndrom mehrere Phasen aufweist. Allerdings fehlt auch an dieser Stelle ein wissenschaftlich gestütztes Modell, das Entstehung und Verlauf evidenzbasiert darstellen kann.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein Burnout keine Krankheit, sondern ein "Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst". Im internationalen Krankheitsklassifikationssystem (ICD) sind drei Dimensionen des Burnout-Syndroms benannt:

  • Gefühle von Erschöpfung und Energieschwundverstärkte mentale Distanz
  • negative Gefühle oder Zynismus in Bezug auf den Job
  • reduzierte Effizienz im Beruf

Weiterhin heißt es im ICD, dass ein Burnout aus chronischem Stress am Arbeitsplatz resultiere, der noch nicht erfolgreich bewältigt sei. Das Burnout wird somit auf das Beschäftigungsumfeld bezogen und solle nicht zur Beschreibung von Erfahrungen aus anderen Lebensbereichen herangezogen werden.

Das subjektive Gefühl der Erschöpfung  als maßgebliches Symptom beim Burnout ist kein Novum. Bereits um 1900 zählte ein als "Nervenschwäche" deklarierter Erschöpfungszustand zu den häufigsten Diagnosen von Psychiatern und Neurologen. Der Begriff Burnout entstand allerdings erst viel später. Er geht auf eine Veröffentlichung des deutsch-amerikanischen Psychologen und Psychoanalytikers Herbert Freudenberger aus dem Jahr 1974 zurück. Damals bezog sich der Erschöpfungszustand auf Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiteten (konkret in einer "Free Clinic") und vorher nicht erkrankt waren, aber infolge ihrer beruflichen Belastungen gesundheitliche Probleme entwickelten.

Eine erste Definition sowie ein bis heute noch relevantes Messinstrument zur Erfassung von Burnout wurde im Jahre 1981 entwickelt, als die US-amerikanische Psychologin Christina Maslach das Maslach-Burnout-Inventory (MBI) zusammenstellte. Dies ist ein Fragebogen, der mithilfe von 22 Fragen ermittelt, wie stark die drei Hauptmerkmale des Burnouts ausgeprägt sind. Bis heute wird das MBI zur Diagnosestellung und bei wissenschaftlichen Studien verwendet.

Maslach definierte ala drei Hauptmerkmale bei einem Burnout:

  • Starke  Erschöpfung und fehlende körperliche und emotionale Ressourcen
  • Gleichgültigkeit oder gar Zynismus dem Beruf gegenüber
  • Das Gefühl verringerter Leistungsfähigkeit

Vollständig akzeptiert ist Maslachs Definition allerdings nicht – eine allgemeingültige Definition des Burnouts fehlt auch mehrere Jahrzehnte später. Der Themenkomplex Burnout  ist weder gut genug erforscht und noch präzise genug definiert, um ein einheitliches Verständnis in der psychologischen und medizinischen Fachwelt zu ermöglichen.

Betroffene Personengruppen Betroffene eines Burnouts

Die Praxis zeigt, dass alle Personengruppen von einem Burnout betroffen sein können. Neben dem Beruf können auch Schule, Ausbildung oder Studium zu einem Zustand des Ausgebranntseins und der Erschöpfung führen. Ob Prominente, SportlerInnen, ManagerInnen oder Pflegepersonal – alle  Menschen können an ihre individuelle Belastungsgrenze stoßen und an Symptomen des Burnouts erkranken. Manchmal liegen die Ursachen nicht oder nicht nur im beruflichen Kontext. Inzwischen wird auch der elterliche Burnout (parental burnout) in der Fachwelt diskutiert, bei dem die Erschöpfung durch die Belastung der Erziehung der eigenen Kinder entsteht.

Symptome Symptomatik eines Burnouts

Ein Burnout kann sich unterschiedlich äußern, wobei die subjektive Erschöpfung (körperlich und emotional) und eine verringerte Leistungsfähigkeit als Hauptmerkmale gelten. Im Unterschied zur einfachen Erschöpfung müssen beim Burnout-Syndrom zwei Faktoren gegeben sein:
- Normale Erholungsphasen wie etwa das Wochenende oder Urlaub führen nicht zur Regeneration
- Der Erschöpfungszustand dauert mindestens sechs Monate an und es ist kein Ende abzusehen (zum Beispiel das Ende eines stressigen Projekts)

Zusätzlich können diverse körperliche und psychische Beschwerden das Bild der Erschöpfungssymptome ergänzen. Insgesamt sind über 100 Symptome bekannt. Welche und wie viele Symptome auftauchen, ist von Person zu Person verschieden. Häufig werden die ersten Beschwerden nicht mit einem Burnout-Syndrom in Verbindung gebracht. Es kann dauern, bis die Betroffenen die verschiedenen Symptome zuordnen können.

 

Folgende Beschwerden plagen Burnout-Betroffene besonders häufig:

  • Schlafstörungen: Trotz Erschöpfung und permanenter Müdigkeit ist bei etwa einem Drittel der Betroffenen der Schlaf gestört
  • Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schwindel: Etwa 25% der Betroffenen leiden an Schmerzen und Schwindel
  • Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit, Atemprobleme, Herzrasen: Bei mehr als 10% der Betroffenen wirkt sich der Burnout auf Appetit, Bauch, Herz und Atmung aus
  • Innere Unruhe, Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit und Angstgefühle: Um die 10% der Burnout-Betroffenen erleben psychische Symptome, die ganz ähnlich wie bei Depressionen eine sehr hohe subjektive Belastung darstellen
  • Selbstmordgedanken: Bei einigen Betroffenen können ähnlich wie bei Depressionen Gedanken auftauchen, das eigene Leben zu beenden. 

    (Wenn Sie sich augenblicklich in einer akuten Krise befinden, in der Sie sich selbst gefährden könnten, wenden Sie sich bitte an Ihre/n Arzt/Ärztin oder Psychotherapeut/In.Sie erreichen außerdem kostenfrei und rund um die Uhr den Notarzt unter 112 oder die Telefonseelsorge unter 0800-1110111.)

Auch andere körperliche Beschwerden wie beispielsweise unkontrollierbares Augenzucken, ein Hörsturz, Zittern, Konzentrationsschwäche oder Panikattacken können ein Burnout begleiten.


Weitere Anzeichen, dass berufliche Überforderung und Erschöpfung vorliegen, finden sich in der Gefühlswelt und im Verhalten: Betroffene ziehen sich zurück und meiden soziale Kontakte. Hobbys wird kaum noch nachgegangen. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, häufige Gereiztheit stellt sich ein und begleitend kann Vergesslichkeit auftreten. In Bezug auf die Arbeit wachsen Gefühle von Distanz und fehlender Kontrolle. Auch Emotionen wie Angst, Ärger, Schuld oder das Gefühl, der Arbeit, den KollegInnen oder Vorgesetzten nicht gerecht werden zu können, treten typischerweise auf. Ein Gefühl von innerer Leere wird vorherrschend.

 

Symptome, die typischerweise mit Burnout in Verbindung gebracht werden, können auch auf eine andere psychische Erkrankung hinweisen oder ihre Entstehung begünstigen – vor allem Depressionen. Menschen, die vom Burnout-Syndrom betroffen sind, haben ein erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken. Deshalb ist eine professionelle Diagnostik so wichtig. Sollte eine andere psychische Erkrankung vorliegen oder sich ankündigen, kann sie adäquat behandelt werden. Gegebenenfalls können auch Medikamente infrage kommen.

Wenn Sie bei sich Beschwerden bemerken, die Sie an einen Burnout denken lassen, zögern Sie nicht, mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen. Unbehandelt kann ein Burnout nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern auch zur Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung und schweren Depressionen führen.

Auslöser und Ursachen Auslöser und Ursachen eines Burnouts

Heute wird der Begriff Burnout vor allem mit dem beruflichen Kontext in Verbindung gebracht. Noch herrscht Uneinigkeit, ob ein Burnout nur im beruflichen Kontext entstehen kann oder auch durch Faktoren außerhalb des Jobs ausgelöst werden kann. Unbestritten ist jedoch, dass die Ursachen so individuell sind wie die Betroffenen. Der Erschöpfungszustand entsteht nicht plötzlich und spontan, sondern ist Resultat eines längeren Prozesses, bei dem sich die Betroffenen meist längerfristig überfordert und gestresst fühlen und Schwierigkeiten haben, sich nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub zu erholen.

Bei der Entstehung spielen interne und externe Faktoren eine Rolle:
 

Interne Faktoren können als Ursachen verstanden werden, die in der persönlichen Lebensgeschichte oder in der Persönlichkeit verankert sind. Dazu gehören etwa gesundheitliche Probleme, Idealismus, Perfektionismus, überhöhte Erwartungen an sich selbst, unklare Erfolgskriterien und Ziele, ein hohes Verantwortungsbewusstsein, die fehlende Fähigkeit "Nein" sagen zu können oder der Wunsch, es anderen immer recht machen zu wollen. Stressfaktoren aus dem persönlichen Umfeld wie Probleme in der Liebesbeziehung sowie Streitigkeiten mit der Familie oder FreundInnen können die Entstehung eines Erschöpfungszustands ebenfalls begünstigen. Denn fehlt Rückhalt aus der Partnerschaft, dem Familien- und Freundeskreis, wird es schwieriger, Druck und Stress aus anderen Bereichen des Lebens zu verarbeiten.

Als externe Faktoren werden meist Faktoren aus dem Arbeitsumfeld angeführt. Etwa unerfüllbare berufliche Vorgaben, wenig Autonomie und Kontrolle, Zeit- und Termindruck, ständige Unterbrechungen bei der Arbeit, langweilige Routinen, Angst um den Arbeitsplatz oder Konflikte mit KollegInnen beziehungsweise Vorgesetzten. Ob der Beruf besonders angesehen ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Auch die Karrierestufe scheint kaum eine Rolle zu spielen. Auch in der Ausbildung und im Studium können Menschen bereits von einem Burnout betroffen sein. Dann sind der Druck, gute Noten zu haben oder die fehlende Anerkennung begünstigend. Einer Umfrage (Techniker Krankenkasse, 2017) zeigte, dass etwa 30% der SchülerInnen angaben, konstantem Leistungs- und Prüfungsdruck in der Schule ausgesetzt zu sein. Darüber hinaus sind auch Fälle bekannt, bei denen beispielsweise die häusliche Pflege von Angehörigen als sehr belastend empfunden wird und Erschöpfungszustände hervorrufen kann. In Fachkreisen ist allerdings nicht abschließend geklärt, ob unter diesen Bedingungen von einem Burnout gesprochen werden kann.

Genauso wichtig wie die potenziellen Ursachen ist auch der Umgang mit ihnen. Denn nicht alle Menschen reagieren auf Belastungen gleich. Die einen können Stress und Probleme am Ende des Tages leichter abschütteln, während andere sich ständig gedanklich mit ihren Stressoren auseinandersetzen und nicht abschalten können. Letztere haben ein erhöhtes Risiko, ein Burnout zu entwickeln. Die individuellen Unterschiede im Umgang mit äußeren Stressoren lassen sich auf individuelle Einstellungen und Erfahrungen zurückführen, die im Laufe des Lebens – teils bereits in der Kindheit – erworben wurden. Auch die eigene Lebensweise hat Einfluss darauf, wie gut Menschen zu Erholung im Alltag finden. Wer kaum Raum für die Freizeit hat oder zulässt, kann sich nicht ausreichend erholen, um Überforderung und Stress abzufedern. Gleichzeitig führt viel Arbeit nicht gleich zum Burnout-Syndrom. Es kommt auf den individuellen Umgang mit der Situation an. Mit den richtigen Bewältigungsstrategien lassen sich auch stressige Phasen überstehen und verarbeiten. Geht allerdings die Balance zwischen Belastung und Erholung längerfristig verloren, erhöht dies die Gefahr eines Burnouts.

Wenn eine Person an einem Burnout erkrankt ist, ist es wichtig, die individuellen Ursachen zu erkennen, die die Entstehung des Burnouts begünstigt haben, um den Ausweg aus dem Burnout zu finden. In einer Psychotherapie können diese persönlichen Risikofaktoren angegangen werden. Betroffene können in der Therapie außerdem neue Überzeugungen über sich selbst, ihren Selbstwert, ihre Arbeit und ihr soziales Umfeld erlernen und so einen konstruktiven Umgang mit Stress und Belastung finden.

Auswirkungen und Folgen Auswirkungen eines (unbehandelten) Burnouts

Unbehandelt kann der chronische Erschöpfungszustand dramatische Auswirkungen nehmen. Zu den möglichen Auswirkungen beim Burnout zählen:
- Verlust von Lebensfreude
- Abbruch sozialer Kontakte bis hin zur Isolation
- Arbeitsunfähigkeit
- Verlust der Arbeit
- Gesundheitsbedingte Frühberentung
- Verkürzte Lebensdauer

Diese Auswirkungen müssen jedoch nicht auftreten. In der Regel ist ein Burnout psychotherapeutisch gut zu behandeln. Es ist möglich, den Weg aus dem Burnout zu finden und die Erschöpfung zu besiegen.

Behandlungsstrategien Strategien, um ein Burnout zu behandeln

Um den Erschöpfungszustand zu überwinden, sind zwei Dinge wichtig:

  1. Analysieren, was den Stress verursacht: Je konkreter die Situationen oder Quellen, die Stress auslösen, identifiziert werden, desto eher lässt sich die Überlastung reduzieren. So sind Anpassungen oder Änderungen möglich. Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich einzugestehen, dass sie stark gestresst und überfordert sind. Eine objektive Beurteilung der Stressauslöser fällt mit fachlicher Anleitung meist leichter.
  2.  Strategien zur Bewältigung und Erholung finden: Stress zu reduzieren ist ein erster und wichtiger Schritt. In der Realität lässt sich allerdings kaum ein absolut stressfreies Leben organisieren. Daher ist es wichtig herauszufinden, was Kraft gibt. Für manche Menschen ist das Sport oder eine gesellige Runde. Andere brauchen Ruhe, wollen lesen oder genießen die Gartenarbeit. Es ist individuell verschieden, welche Aktivitäten zu Erholung führen. Betroffene können experimentieren, was ihnen Energie spendet, Freude bereitet oder Hoffnung gibt. Bewusst Platz für Aktivitäten einzuplanen, die Energie spenden, anstatt sie zu nehmen, ist enorm wichtig. Ebenso wichtig ist es, Bewältigungsstrategien zu erlernen, die die Resilienz erhöhen, um mit den unumgänglichen stressigen Situationen umzugehen. Mit fachlicher Begleitung lassen sich gesunde Bewältigungsstrategien einüben, die den Alltag erleichtern.

In einer Psychotherapie werden Sie mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin die persönlichen Ursachen für Ihr Burnout herausarbeiten und zusammen Strategien entwickeln die helfen, sich aus dem Erschöpfungszustand zu befreien. Dabei wird in vielen Fällen eine Umgestaltung des Alltags vorgenommen, um Belastungen zu reduzieren.

- "Gibt es etwas, das ich von meiner To-do-Liste an andere (im KollegInnen- oder Familienkreis) delegieren kann?"
- "Gibt es Personen in meiner Familie, die sich im Haushalt stärker einbringen könnten?"
- "Kann ich es mir leisten, jemanden einzustellen, der mir im Haushalt hilft?"
- "Gibt es Verpflichtungen, die ich verschieben oder vorerst streichen kann, damit ich die zentralen Aufgaben besser bewältigen kann?"

Therapieansätze Therapieansätze bei einem Burnout

Eine Psychotherapie in ambulanter Form oder stationär in einer Klinik ist ein idealer Rahmen, um die Umgestaltung des Alltags effektiv und strukturiert anzugehen. Weil langwierige Erschöpfungszustände von weiteren Störungen wie Depressionen begleitet werden können oder zu Depressionen führen können, ist von einer voreiligen Eigendiagnose abzuraten. Die Diagnose sollte nur durch Fachärztinnen und Fachärzte beziehungsweise Therapeutinnen und Therapeuten erfolgen. So wird sichergestellt, dass eine passende Behandlung erfolgen kann.

Ein zentraler Punkt der Psychotherapie liegt darin, die vielfältigen und individuellen Ursachen für das Burnout zu eruieren. Die Gründe für die Entstehung der Erschöpfung werden reflektiert. Die Therapie orientiert sich in der Regel am Baustein-Prinzip: Es wird ein individueller Therapieplan aus Behandlungsbausteinen zusammengestellt, die zur persönlichen Situation der oder des Betroffenen passen. Neben bewährten und innovativen Psychotherapien, Biologischen Therapieverfahren und Entspannungsverfahren kommen auch bewegungs- und kreativtherapeutische Behandlungsmethoden zum Einsatz. Ganz im Sinne der Baustein-Metapher kann so eine Therapievariante auf der anderen aufbauen oder diese ergänzen.

Je nach Schweregrad kann die psychotherapeutische Betreuung ambulant oder stationär in einer Fachklinik erfolgen. Beim Burnout-Syndrom, das mit der Arbeit in Verbindung gebracht wird, kann es helfen, Abstand vom Job zu bekommen. Bei Depressionen ist das nicht immer angezeigt. Therapeutinnen und Therapeuten klären daher zunächst genau ab, ob und welche psychische Erkrankung vorliegt.

Die Auszeit vom Beruf hilft Betroffenen in vielen Fällen zu identifizieren, worin die größte Belastung liegt. Dann lassen sich gezielt auch berufliche Veränderungen anstoßen. Oft liegt ein größerer Spielraum der Veränderung vor, als erwartet. Eine berufliche Rückkehr nach der Behandlung des Burnouts ist mit neuen Strategien des Zeitmanagements und des Umgangs mit Stress meist möglich. Verhältnismäßig wenige wechseln den Job.


Resultiert der Stress eher aus der eigenen Einstellung zur Arbeit, konzentriert sich die Therapie auf den Umgang mit Stress, schwierigen Situationen oder unliebsamen KollegInnen. Dabei können beispielsweise Achtsamkeits- und Entspannungstechniken, Techniken zur Stressbewältigung oder für das Zeitmanagement zum Einsatz kommen. Wichtig ist es auch, zu erlernen, auf sich selbst zu hören und die eigenen Gefühle auszudrücken. Ebenso gilt es, eine emotionale Distanz zu den alltäglichen Belastungen zu entwickeln. Das beugt einer erneuten Überforderung vor.

 

Diesbezüglich werden Betroffene in der Therapie dazu angeleitet, das eigene Leistungspotenzial realistisch einzuschätzen und ihre Belastungsgrenze zu erkennen. Oft hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Deshalb kommt bei der Therapie häufig ein Austausch in Gruppen zum Einsatz. Das Gespräch mit anderen Betroffenen hilft etwa dabei zu verstehen, dass die bisherigen schädlichen Verhaltensmuster aus guten Gründen auftraten – obwohl sie zum Erschöpfungszustand geführt haben. Die bewusste Veränderung alter Verhaltensmuster ist oft Übungssache und gewöhnungsbedürftig. Langfristig führt sie aber zu einer gesünderen Auseinandersetzung mit Stress und verhindert Überforderung und Überlastung. Dazu zwei Beispiele:

  1. Wer bisher jeglichen Konflikt vermieden  hat, konnte belastendem Streit aus dem Weg gehen und wird von anderen als verträglich wahrgenommen. Allerdings kann das dazu führen, dass ungerechte Behandlung nicht richtig kommuniziert wird oder unliebsame Aufgaben an einem hängen bleiben. Betroffene können lernen, die Spannung bei der Konfliktaustragung auszuhalten, bis eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden ist. Das ist zuerst anstrengend und schwer. Auf längere Sicht ist es jedoch die Anstrengung wert, denn wer für sich selbst einsteht, wird nicht benachteiligt oder übergangen.
  2.  Bei Menschen, die zu Perfektionismus  neigen, können ebenfalls hilfreiche neue Verhaltensweisen erlernt werden. Wer sich minutiös auf seine Aufgaben vorbereitet hat und dadurch immer auch unter Zeit- und Termindruck zu leiden hat, wird bei weniger Vorbereitung mit Gefühlen der Unsicherheit zu kämpfen haben. Langfristig ist es jedoch sinnvoll, nicht alles perfekt machen zu wollen, sondern bei einem entspannteren Arbeitspensum einige Aufgaben spontaner anzugehen. So kann besser auf Veränderungen eingegangen werden. Auch schlechtes Feedback kann besser verkraftet werden, wenn man vorher keinen perfektionistischen Anspruch an seine Arbeit gehegt hat.

Weil solche Verhaltensänderungen kurzfristig unangenehm sind, haben viele Menschen mit Veränderungen des eigenen Verhaltens Schwierigkeiten. Im Gespräch mit der Therapeutin / dem Therapeuten oder in der Gruppentherapie können Betroffene Anstoß für wichtige Verhaltensänderung erhalten und Strategien erlernen, wie sie Verhaltensänderungen langfristig umsetzen können.

Medikamente werden eher selten zur Behandlung des Erschöpfungssyndroms verschrieben, es sei denn sie sind durch eine andere klinische Diagnose indiziert. Im Fall von Depressionen können beispielsweise sogenannte Antidepressiva verschrieben werden. Ihr/e behandelnde/r Facharzt/Fachärztin wird Ihnen individuelle Empfehlungen geben.

Therapie des Burnouts bei Oberberg Therapie eines Burnouts in den Oberberg Kliniken

In den Oberberg Fach- und Tageskliniken für Stressmedizin, Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie unterstützen wir Menschen in schweren seelischen und psychischen Krisensituationen wie einer Depression oder Burnouts. Dabei glauben wir fest an das Zusammenwirken von Menschlichkeit, Verbundenheit und Evidenz in einer erstklassigen Umgebung, die von einer herzlichen Atmosphäre aus Achtsamkeit und Zugewandtheit geprägt ist.

 

Wir können unseren Patienten versprechen, dass sie in den Oberberg Kliniken immer die bestmöglichen evidenzbasierten Therapien erhalten, die den modernsten medizinischen Standards entsprechen und dabei ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Hier erhalten Sie einen Überblick über unsere Psychotherapie und weitere Therapieverfahren.

Kontaktaufnahme Wir helfen Ihnen bei einem Burnout und anderen Anliegen gerne weiter!

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aufnehmen. Wenn Sie einen Rückruf für ein persönliches Gespräch vereinbaren möchten, füllen Sie bitte hier das Kontaktformular aus. Wir werden uns dann schnellstmöglich bei Ihnen melden.

Burnout-Prophylaxe Tipps zur Burnout-Prophylaxe

Die folgenden Maßnahmen können helfen Ihnen, die emotionale, geistige und körperliche Resilienz zu stärken. Dies kann Sie schützen, dass ein dauerhafter Erschöpfungszustand gar nicht erst entsteht. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und sich einen wohltuenden Alltag zu gestalten. Das ist normal und muss teilweise erst erlernt werden. Auch hier kann professionelle Hilfe einen wichtigen Beitrag leisten. Leiden Sie bereits unter einem Burnout, reichen diese Maßnahmen allein nicht aus, um aus herauszukommen. Sie können aber Teil der Therapiemaßnahmen im Sinne einer gesunden Lebensführung sein.

  • Erlernen, eigene Gefühle ernst zu nehmen
  • Entsprechend den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen handeln
  • Eigene Belastungsgrenzen kennen und respektieren
  • Ein realistisches Leistungspensum definieren
  • Lernen, "Nein" zu sagen
  • Prioritäten setzen
  • Perfektionismus keinen Platz geben
  • Pausen machen
  • Bewusst im Hier und Jetzt leben, achtsam sein
  • Autogenes Training praktizieren (lernen)
  • Gesunde Lebensweise anstreben, mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität und bewussten Tätigkeiten zur Entspannung
  • Soziale Kontakte pflegen, Zeit mit Familie und Freunden nicht vernachlässigen
  • Bildschirmfreie Zeiten einführen, wo Smartphone, Computer und TV ausgeschalten sind

Erfahrungsberichte Erfahrungen von Betroffenen eines Burnouts

"Ich fühlte mich nur noch erschöpft, leer und vollkommen überfordert von Beruf und Privatleben. Erst in der Therapie konnte ich erkennen, dass ich mich jahrelang in einem Zustand der Überforderung befunden hatte, der mir nicht guttat. Als ich das akzeptiert hatte, musste ich lernen, meine Grenzen selbst zu stecken und auf mich achtzugeben. Dabei habe ich einen ganz neuen Umgang mit Stress erlernt und erkenne die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit viel besser." Kathrin A.
"Mein Akku war einfach leer – nichts ging mehr. Hätte meine Frau nicht darauf bestanden, dass ich mir ärztliche Hilfe hole, wäre ich immer tiefer in den Teufelskreis von Selbstvorwürfen und Erschöpfung geraten." Manfred G.
"Seit meiner Jugend war ich immer sehr aktiv und engagiert. . Beruflich, im Sport, bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dann kam die Erschöpfung. Dass es sich um ein Burnout handelt, wollte ich erst gar nicht wahrhaben. Es viel mir sehr schwer, über meine Erschöpfung und auch meine Traurigkeit zu reden. Ich habe versucht, mich alleine durchzukämpfen und habe mich von meinen Freunden und meiner Familie zurückgezogen. Erst als meine Schwester ein langes Gespräch mit mir geführt hat, konnte ich einsehen, dass ich alleine nicht weiterkomme. Heute weiß ich, dass ich früher Hilfe hätte aufsuchen sollen." Achim F.
"Mir war meine Karriere schon immer wichtig. Als unsere Projektgruppe einen großen Auftrag an Land gezogen hatte, wusste ich, dass mir eine Beförderung sicher wäre, wenn ich jetzt alles gebe. Mehrere Monate ging das gut, ich habe teilweise 13 Stunden am Tag im Büro verbracht. Irgendwann fiel es mir jedoch immer schwerer, morgens aufzustehen. Ich hatte das Gefühl, dass egal, was ich tat, es nie genug wäre. Ich bekam Zweifel, ob ich überhaupt gut in meinem Job war. Hätte ich nicht mit meiner Ärztin darüber gesprochen, hätte ich vielleicht heute keinen Job mehr, zu dem ich zurückkehren kann." Büşra A.

FAQ Häufig gestellte Fragen zum Thema Burnout

Wer den Verdacht hegt, unter einem Burnout zu leiden oder sich längerfristig so erschöpft fühlt, dass die normalen Erholungspausen am Wochenende und im Urlaub nicht zur Regeneration ausreichen, sollte dringend Hilfe suchen. Die Hausarztpraxis kann die erste Anlaufstelle sein. Zur Behandlung ist eine Fachklinik mit speziell geschulten Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie weiteren Medizinern und Medizinerinnen eine gute Option.

Einer wissenschaftlichen Studie von der University of Montreal (Kanada) aus dem Jahr 2018 nach, die 2.026 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über einen Zeitraum von vier Jahren begleitete, sind Frauen grundsätzlich anfälliger für Burnout als Männer. Die Forschergruppe um Nancy Beauregard identifizierte mehrere Gründe dafür (Frauen werden seltener befördert, sind häufiger alleinerziehend, führen häufiger Arbeiten im Haushalt, bei der Betreuung von Kindern oder bei der Pflege von Angehörigen aus, haben häufiger ein geringeres Selbstwertgefühl).
Ob es bei den Beschwerden Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, ist nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. Ein Hauptsymptom ist emotionale und körperliche Erschöpfung. Trotz extremer Müdigkeit fällt vielen betroffenen Frauen und Männern das Ein- und Durchschlafen schwer. Das Bild der Beschwerden wird durch geringe Leistungsfähigkeit und zunehmende Gleichgültigkeit und Distanz zur Arbeit ergänzt.

Bei einem Burnout dominieren Gefühle der Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Ausgebranntheit oder innerer Leere. Während die Leistungsfähigkeit sinkt, steigen oft Schuldgefühle, Ärger oder Angst zu scheitern. Die Emotionen werden häufig von körperlichen Symptomen begleitet, die den Erschöpfungszustand noch verschlimmern. Dazu zählen etwa Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen. Insgesamt sind über 100 unterschiedliche Symptome möglich. Betroffene erleben ein Burnout nicht plötzlich, sondern schleichend. Im fortgeschrittenen Zustand entsteht eine Distanz und Gleichgültigkeit gegenüber der Arbeit und Betroffene meiden soziale Kontakte auch im privaten Bereich.

Wer aufgrund von Burnout krankgeschrieben oder in Therapie ist, kehrt in der Regel nicht direkt in den Beruf zurück. Stattdessen wird eine stufenweise Wiedereingliederung praktiziert. Dabei wird über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen das Arbeitspensum schrittweise erhöht. Auf diese Weise können RückkehrerInnen sich langsam an den Arbeitsalltag gewöhnen, ohne dass die alten Erschöpfungsgefühle hochkommen. Wann der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr in den Job ist, ist individuell verschieden. Als Betroffene/r sollte man sich resilient fühlen und neue, verbesserte Bewältigungsstrategien für Stress entwickelt haben, ehe es wieder zurück in den Beruf gehen kann.

Es gibt keine Pauschalantwort, wie lange es braucht, um sich von einem Burnout zu erholen. Typischerweise brauchen Betroffene zwischen mehreren Monaten und bis zu zwei Jahren, um die akute Krise zu überwinden. Ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept unterstützt die schnelle Heilung.

Die Ursachen für ein Burnout sind genauso komplex wie die Beschwerden. Sie können am besten mithilfe einer professionellen Diagnostik bestimmt werden.  Wenn Sie denken, von einem Burnout betroffen zu sein, zögern Sie nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die chronische Erschöpfung sollte immer professionell behandelt werden. Je eher Sie in der Hausarztpraxis oder einer Fachklinik Hilfe in Anspruch nehmen, desto besser stehen die Chancen auf eine schnelle und langfristige Genesung.

Beauregard, N., Marchand, A., Bilodeau, J., Durand, P., Demers, A., & Haines III, V. Y. (2018). Gendered pathways to burnout: results from the SALVEO study. Annals of work exposures and health, 62(4), 426-437.

 

Mikolajczak, M., Gross, J. J., & Roskam, I. (2019). Parental burnout: What is it, and why does it matter?. Clinical Psychological Science, 7(6), 1319-1329.

 

Roskam, I., Aguiar, J., Akgun, E., Arikan, G., Artavia, M., Avalosse, H., ... & Mikolajczak, M. (2021). Parental burnout around the globe: A 42-country study. Affective science, 2(1), 58-79.

 

TK (Hrsg.). (n.D.). TK stressstudie 2016 data. tk.de/resource/blob/2026630/9154e4c71766c410dc859916aa798217/tk-stressstudie-2016-data.pdf

 

World Health Organization. (n.d.). Burn-out an "Occupational phenomenon": International Classification of Diseases. World Health Organization. who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases